Buchtipp: Fünf auf einen Streich?
Fünf auf einen Streich? Nicht ganz. Aber mit fünf Kindern ticken die Uhren irgendwie anders – oder zumindest die Leute, denen man begegnet, so scheint es …
Daniela Nagel:
“Fünf Kinder? Sie Ärmste! – Ein Survivalguide für gelassene Mehrfachmütter”
Ein spannendes Buch für alle (Mehrfach-)Eltern und gesellschaftlich Interessierten. In einem lockeren Ton schildert sie aus der (eigenen) Lebenswelt als Viel-Mutter. Schockiert war sie, als sie – mit fünf Kindern und einem Mann im Rücken – recherchierte und zum Thema Großfamilie fast nur Negatives im Netz und in den Medien fand. Traurig. Dabei haben sie und ihr Mann sich ganz bewusst für eine „größere“ Familie entschieden. Was früher ganz normal war, macht Große und Kleine heut leicht zum Außenseiter …
Erzählt wird von dem Angestarrt-werden, von den Gefühlen der Eltern, aber auch der Kinder. Nicht pro und contra, sondern Freud und Leid in der familiären Gemeinschaft, von Geschirrspülern im Dauereinsatz und dem Großeinkauf alle zwei Tage … Sie lässt auch andere zu Wort kommen: Mütter, Väter und Menschen, die das Bewusstsein für (die Bedürfnisse von) Großfamilien schärfen möchten.
Sie verweist auch auf zwei Fälle, in denen es um das Problem Wohnraum geht: Den meisten Vermietern sind Familien mit vielen Kindern ein Graus – schon wegen der sich eventuell gestört fühlenden anderen Mieter. Schade, dass die Realität zum Teil echt traurig aussieht. Schon an der Planung scheitert es; die meisten Wohnungen und Häuser haben nicht mehr als zwei Kinderzimmer … Dabei ist das – u. a. durch das Privatfernsehen „geförderte“ Klischee von der armutsgefährdeten, schnodderigen und bildungsfernen Großfamilie nicht gerade hilfreich. Schade, gerade auch Gutverdiener „leisten“ sich gern den Luxus von mehr als zwei Kindern. Viele würden es gern, sagen aber beim zweiten Kind bereits: „Ein Drittes oder Viertes können wir uns nicht leisten.“ In der Mittelschicht wird es leider immer weniger. Großfamilien sind wichtig, vor allem aber normal. Heraus aus der Schmuddelecke, hinein in die Gesellschaftsmitte gehören sie. Unterstützung und Förderung sind dort vonnöten, wo der Alltag zu stemmen ist, z. B. im öffentlichen Nahverkehr, bei Eintrittsgeldern – Familienkarten sehen meist nur zwei Kinder vor; bei weiteren wird nicht selten eine Geburtsurkunde verlangt – und Schritte, um die Wohnsituation zu verbessern. Gute und flächendeckende Betreuungsmöglichkeiten sind mind. genauso wichtig wie im Falle geschwisterloser Kinder, vor allem um der „Frauenfalle“ zu entkommen, denn oft bleibt spätestens ab dem dritten Kind einer ganz zu Hause. I.d.R. derjenige, der weniger verdient — bzw. diejenige …
Ein Gehalt durch z. B hier sieben Köpfe ist nicht viel – Unterstützung für die Rentenzahler von morgen wäre nicht verkehrt. Vor allem auch, weil viele Frauen (und auch Väter) frei entscheiden möchten, ob und wie viel sie jeweils sie arbeiten, ganz gleich, wie viele Kinder sie haben. Niemand will etwas geschenkt haben, aber ein wenig Anerkennung … Stattdessen hört man(n) nur oft: „Ihr habt es doch so gewollt.“
Besonders spannend finde ich sie, wie sie – trotz der Kinder ?! – ihr Studium geschafft hat und es nun hinbekommt, Familie und Beruf unter den vielzitierten Hut zu kriegen. Chapeau, Frau Nagel!
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